Der Hund vom Parkplatz

Am 25. November 2017 fuhr ich bei eisigen Temperaturen und Schneeregen in Richtung Bruchsal. Dort war ich auf dem Parkplatz eines Fastfoodrestaurants mit einem Ehepaar verabredet, das mir eine wertvolle Fracht übergeben sollte. Nach knapp 1 1/2 Stunden kam ich am Ziel an und parkte direkt vor dem goldenen M mit Blikrichtung zur Autobahnabfahrt. Natürlich war ich vor Aufregung viel zu früh und holte mir, um die Zeit zu überbrücken, noch einen Kaffee. Damals hatte ich noch meinen kleinen silbernen Renault Clio und machte mir schon Sorgen, ob meiner Fracht, die ich mit nach Hause nehmen würde, der Platz auf der Rückbank ausreichte.

Endlich kam ein kleines weißes Auto auf den Parkplatz gefahren. Das Ehepaar parkte direkt neben mir. Wir stiegen alle drei aus unseren Fahrzeugen und begrüßten uns freundlich. Auf dem Rücksitz des Wagens, der deutlich kleiner war als meiner, daß er: Paul, der Golden Retriever. Er sollte für zwei Wochen auf Probe bei uns leben, um zu sehen, ob Cäsar mit ihm klar kam und ob er sich bei uns wohlfühlte.

Das nette Ehepaar gehörte zur Fahrerkette der Tierschutzorganisation „Retriever and Friends“ (Werbung wegen Verlinkung). Hier hatten wir Paul auf der Homepage in der Rubrik „Pflegekörbchen mit Bleibeoption“ entdeckt. Unser Leon war ein Jahr zuvor verstorben und Cäsar seitdem „Alleinhund“. Wir befürchteten ehrlich gesagt, dass er eines Tages anfängt zu sprechen und beschlossen, dass wir wieder einen zweiten Hund brauchten.

Paul’s Originalbeschreibung auf der Homepage von „Retriever and Friends“ versprach eine gewisse Herausforderung für uns, der wir uns allerdings gewachsen fühlten. Ich muss gestehen, dass ich den Link dazu vorab unserer Hundetrainerin geschickt hatte und sie ein bisschen die Luft anhielt, aber das ist dann eine andere Geschichte.

Wer möchte, darf sich gerne hier Pauls Profil durchlesen: Paul – Beschreibung bei Retriever and Friends

Die beiden Überbringer erzählten mir, dass sie Paul wenige Stunden zuvor direkt bei seinem Vorbesitzer abgeholt hatten. Der Mann sei alleine zum Treffpunkt gekommen und habe Tränen in den Augen gehabt, als er sich von Paul verabschieden musste. Da musste ich natürlich auch schlucken. Ich kann mir bis heute nicht vorstellen, was alles passieren muss, bis man ein geliebtes Tier abgibt. Gott sei Dank musste ich mir bisher darüber auch nie Gedanken machen. Ich persönlich finde es sehr gut, dass Menschen in solchen Situationen, sich an Organisationen, wie „Retriever and Friends“ wenden und die Tiere nicht einfach am Tor eines Tierheims abgeben. Übrigens waren wir bereits die zweite Familie, an die Paul durch den Verein vermittelt wurde.

Endlich stieg Paul dann aus dem anderen Auto und ich durfte ihn übernehmen. Natürlich waren wir beide total aufgeregt. Nach der ersten stürmischen Begrüßung, verabschiedete sich das Ehepaar von mir. Nun standen Paul und ich alleine auf dem Parkplatz neben dem goldenen M und ich musste ihn davon überzeugen, in mein Auto zu steigen. Er hatte übrigens ein dickes Hundebett dabei, das mir die beiden Fahrer auf den Rücksicht gequetscht hatten, so dass Paul sich in meinem Auto nicht ganz so fremd fühlte.

Trotz seines gewohnten Geruches, war es ein kleines Drama, bis ich den damals 5-jährigen Rüden in meinem Auto hatte. Mit Leckerlis, Überredungskünsten und ein bisschen anheben, hat es dann irgendwann endlich funktioniert und wir konnten losfahren.

Bereits nach den ersten Kilometern, die Paul natürlich nervös heschelnd auf der Rückbank angeschnallt verbrachte, find es an etwas streng zu riechen. Sofort nahm ich die nächste Abfahrt und suchte mir im angrenzenden Waldgebiet eine Stelle, an der ich mit Paul kurz Gassi gehen konnte. Es war schone in bisschen unheimlich, denn der mir noch fremde Hund führte mich ein ganzes Stück durchs Unterholz und es schneite leicht in der dunkelgrauen Umgebung. Immerhin löste er sich sehr schnell und wir konnten zurück zum Auto. Allerdings begann hier das Drama und das Einsteigen erneut. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass er nicht so gerne Auto fährt, hätte ich meinen Mann oder eine Freundin mitgenommen. Aber gut Ding will Weile haben und nach einigen Minunten konnten wir endlich den Heimweg in Richtung Rheinhessen antreten.

Zu Hause im Hof warteten bereits Steffen und Cäsar auf uns. die beiden Hudne beäugten sich zunächst skeptisch, fingen jedoch bald an zu spielen. Das klappte auch im Haus sehr gut. Allerdings wurde die Stimmung getrübt, als ich anfing Pauls Bett und seine Spielsachen ins Haus zu bringen. Cäsar glaubt nämlich automatisch, dass alles, was sich bei uns im Haus befindet, ihm gehört. Die ersten Wochen verbrachten die zwei Rabauken auf jeden Fall ohne Spielzeug.

Cäsar konnte an diesem Abend überhaupt nicht verstehen, warum „dieser andere Hund“ noch hier war, zur gleichen Zeit wie er zu Abend essen sollte und auch noch hier schlief.

In diesen zwei Probewochen musste ich viel Überzeugungsarbeit bei Cäsar und Steffen leisten, aber es hat sich gelohnt. Wir haben seit mittlerweile sechs Jahren einen ganz tollen Paul bei uns wohnen, der ganz schnell zu Steffens Liebling und Cäsars Bruder aufgestiegen ist.