Sonntagsspaziergänge

Leider bleibt mir im Moment nur sehr wenig Zeit für meine kleine weiße Freundin Gitana. Obwohl ich es meistens nur sonntags schaffe zu ihr zu fahren, verlernt sie nichts und ich kann immer wieder an das Erarbeitete von vor einer Woche anknüpfen.

Im Laufe des Sommers haben wir öfter Stangenarbeit an der Longe gemacht. Gitana sollte dabei entweder über die Stangen traben oder durch sie hindurch schreiten, traben oder galoppieren. Schon bei meinen Pferden, vor allem bei Hyundai, hatte ich mir da immer mal einen kleinen „Longierparcours“ aufgebaut, der grob an die bekannte Dualaktivierung angelehnt ist. Mit dieser Methode lernen Pferde am Besten, sich körperlich und psychisch auszugleichen und sich auf die Arbeit und den Menschen, der mit ihnen arbeitet, zu konzentrieren. Gitana kann zwar, obwohl sie kein Sportpferd ist, ganz toll über die Stangen traben, jedoch lässt sie sich dann auch mal wieder schnell ablenken und kommt dann ins Stolpern. Natürlich möchte ich nicht, dass sie sich verletzt und machte mich auf die Suche nach ein paar passenden Gamaschen. Während ich im Internet in verschiedenen Online-Shops von Reitsportläden suchte, bot mir ein alter Freund welche aus seinem Bestand zum Kauf an. Ich entschied mich für einen Satz weißer Gamaschen, die ihr sehr gut stehen. Allerdings ist es jedes Mal ein kleines Abenteuer, wenn sie die Beinschoner frisch aufgezogen bekommt und wir loslaufen… Zumindest trägt es zur Belustigung aller Umstehenden bei… 😉

Da der Spätsommer es im Moment sehr gut mit uns meint, erkunden wir an den Sonntagen bei Spaziergängen vermehrt die Umgebung des Oberwiesenhofs. Da oberhalb von Gitanas Zuhause zur Zeit eine Flurbereinigung stattfindet, gibt es hier jede Woche etwas Neues zu entdecken. Zunächst haben wir die Bagger und Lkw’s inspiziert, die in der Nähe des Hofes geparkt werden. Nach kurzer Aufregung lief Gitana ganz brav daran vorbei. Auch wenn ihre nun fast einjährige Tochter Flor Otoñal nach ihr ruft, bringt sie das nicht aus der Ruhe. An einem Nachmittag, als wir in Richtung des Stalls zurückliefen, stand jedoch Gitanas Besitzer auf dem riesigen Stapel aus Strohballen, was sie völlig durcheinander brachte. Mit ein paar Einnordungsübungen, wie ich sie aus der Hundeschule kenne, lenkte ich ihre Konzentration wieder auf mich.

Ein bisschen Bodenarbeit mit Rückwärtsrichten und Spanischem Schritt bauen wir unterwegs auch immer wieder ein und die Schimmeldame macht es richtig gut mit.

Grundsätzlich mag Gitana es nach wie vor nicht, wenn zu viele fremde Menschen in ihrer Nähe sind. Erst letzten Sonntag waren wir recht weit in das Umbruchgebiet gelaufen. Dabei gingen wir gleich zwei steile Hügel nach oben. Als ich mich gerade zum Umkehren entschloss, da der Weg durch den lockeren Sand viel zu rutschig für Hiti war, hörten wir plötzlich Stimmen aus Richtung Spiesheim. Die Stute riss sofort die Augen auf und fing an zu schnauben. Für einen Moment wurde sie hektisch und ich bekam kurz Angst, sie könne in ihr altes panisches Muster zurückfallen, bei dem sie alles um sich herum vergisst und nur noch nach Hause will. Doch sie ließ sich wunderbar händeln und auch über meine Stimme anhalten.

Gitana ist nicht mein eignes Pferd, aber ich bin stolz auf sie und das, was wir uns in den letzten zwei Jahren mit einigen Unterbrechngen erarbeitet haben. Und weil sie meine kleine weiße Freundin ist, darf sie jetzt auch Hyundais edles rosé-weißes Halfter von Cavalletti tragen.