Pferde meines Lebens: Ma’s Sunny Day

Soweit ich mich erinnere, war Sunny 5 Jahre alt, als er zu uns kam. Neben Monika, Bella und Windrose war er das vierte eigene Pferd, das meine Eltern nach Gründung unseres Reit- und Pensionsstalls kauften. Der Quarter Horse-Welsh Cob Mix Wallach sollte unser erstes Schulpferd werden. 

Er war 1,55 m groß, fuchsfarben, hatte eine Blesse und war ziemlich kräftig gebaut. Seine Hufe kamen mir damals riesig vor, ich sagte immer, sie seien so groß wie Kuchenteller. Aber ich war gerade mal 14 Jahre alt und kannte nur die Hufe meines Shettys und meiner Haflingerstute. 

Mit diesen „Tellerhufen“ machte ich auch eines Tages eine schmerzliche Erfahrung. Es war in den Osterferien und wir waren mit dem Bau der Pensionsboxen beschäftigt. Ich sollte die Pferde auf unseren damals noch sehr kleinen und nicht wirklich professionellen Reitplatz stellen. Da es sehr matschig war, rutschte ich beim Führen von Sunny aus, landete direkt vor seinen Füßen und er lief einfach weiter, wobei sein linker Vorderhuf auf meiner linken Wade landete. Richtig weh tat es erst, als ich ein paar Meter gelaufen war. Immerhin konnte ich auftreten. Da meine Hose voller Matsch war, lief ich ins Haus um mich umzuziehen. Dabei stellte ich fest, dass auf meiner Wade ein tellergroßer blau-violetter „Fleck“ prangte. Ich zeigte es meiner Oma, die daraufhin meinen Vater alarmierte, mich zum Unfallarzt zu fahren. Da es nur eine Prellung war, bekam ich einen Salbenverband und konnte zu Hause im Stall weiter arbeiten. Mein Bruder und ich waren an diesem Tag für das Streichen der Rahmen an den Boxentüren zuständig und ich musste ständig eine Leiter hoch und runter. Als ich später, nach einem längeren Fernsehabend, ins Bett gehen wollte, hatte ich in dem Bein überhaupt keine Kraft mehr. Auch wenn dieser kleine Unfall nicht schlimm war, so ist er mir doch bis heute gut im Gedächtnis geblieben. Aber: Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter. 😉 

In der ersten Zeit versuchte ich, Sunny ein bisschen zu reiten, doch er hatte einen sehr harten Trab, dass ich damit Schwierigkeiten hatte. Außerdem war der einzige Sattel, der ihm passte, ein Westernsattel und da scheitert es bei mir bis heute am Gurten. Über das Verstellen der Steigbügel möchte ich da erst gar nicht reden! 

Meine Freundin Ina übernahm ihn irgendwann als Reitbeteiligung. Als ich vor Kurzem anfing diesen Blogbeitrag zu planen, fragte ich sie nach ihren Erinnerungen an Sunny. Sie berichtete mir, dass er es hasste, longiert zu werden. Wenn sie Glück hatte, ging es mal fünfzehn Minuten gut. Doch, wenn er keine Lust mehr verspürte, raste er los. Natürlich in die falsche Richtung. Ina hinterher, denn loslassen kam für sie nicht in Frage. Da hätte der Herr ja gewonnen. Wenn es dann auch noch matschig war, wurde sie von oben bis unten eingesaut. Damals hätte sie sich oft Skier an den Füßen gewünscht. Dann hätte es wenigstens noch lustig ausgesehen. 🙂 Jetzt muss ich oft lachen, wenn ich mir das so vorstelle. Sunny und Ina, die auf Skiern hinter ihm her über unseren Reitplatz flitzt… 

Dass Sunny aber ansonsten ein gutes Verlasspferd war, zeigte sich, wenn Ina mit ihm ins Gelände ritt. Einmal war sie auf dem Weg zu ihren Großeltern, die drei Dörfer und einige Kilometer von Albig entfernt lebten. Auf dieser Strecke kam ihr auf einem Feldweg, der etwa vier Meter über der Straße entlang geht, ein Traktor mit einer Rolle entgegen, die unheimlich schepperte. Sie entschied sich dafür, das Pferd besser zum Stehen zu bringen. Allerdings übersah sie vor Aufregung den Schussapparat, der in diesem Moment direkt neben ihr stand. Dieser ging auch genau in dem Moment los, als der Traktor an ihr vorbeifuhr. Ina sah sich schon verloren im Feld liegen. Doch unser lieber Sunny dachte gar nicht an Panikmache. Er blieb einfach stehen.  

Mein Stiefopa Sepp fing irgendwann auch noch mal das Reiten an und übernahm nach Ina die Reitbeteiligung an Sunny. Da er eines Tages nicht mehr wollte, dass der Wallach im Reitunterricht lief, kaufte er ihn meinen Eltern ab. Er hegte und pflegte ihn genauso vorbildlich, wie sonst sein Auto. Auch Sattel und Trense waren immer auf Hochglanz poliert.  

Sunny war ein lustiges treues Pferd. So ein richtiger Kumpeltyp. Als mein Bogie geboren wurde, stand er in der Box neben Hyundai und passte auf sie auf. Auch auf das Hengstfohlen hatte er immer ein Auge. Ich sagte immer, die drei seien wie eine Familie, zumal Bogie einige Eigenschaften von Sunny übernahm, die er bis zu seinem Tod beibehielt. Er sah als Fohlen auch ein bisschen so aus, wie die kleine Kopie von Sunny.  

Leider verließen Sepp und Sunny eines Tages unseren Stall. Sepp wurde krank und musste Sunny verkaufen. Ich erfuhr nur, dass er in den Hunsrück kam. Sollte also jemand von Euch, liebe Leser, etwas von Sunny wissen, dann freue ich mich auf eine Nachricht. Ich denke nicht, dass er noch lebt, schließlich war er noch älter als Hyundai, aber zu erfahren, was mal aus ihm wurde, wäre schön.  

Herzlichen Dank an Ina Klein für das Foto und die Geschichte!