Pferde meines Lebens: Windrose

Windrose war die Trakehnerstute meines Vaters. Er bekam sie von einem Kollegen als wir unsere Kühe abgaben und unseren Hof komplett auf Pferdehaltung umstellten. Sie war damals sieben Jahre alt und lebte mit ihrer Mutter Waldmaus und ihrem Sohn Waldstern auf einem Demeter-Hof.

Als sie zu uns kam konnte sie NICHTS. Sogar das Halftern war anfangs nahezu unmöglich. Da sie eigentlich mein Pferd werden sollte, versuchte ich sie zu putzen. Ich weiß nicht mehr wie viele Halfter und Stricke sie damals zerriss bis sie sich endlich halbwegs putzen ließ. Aber nicht von mir. Windrose und ich waren einfach nicht füreinander bestimmt.
Der Grund, warum sie sich nicht putzen ließ lag darin, dass sie sehr kitzlig war. Meine damals beste Freundin Ina, die ihre Nachmittage bei uns verbrachte um mit den Pferden zu helfen, hatte einen guten Draht zu Windrose. Einfach war es nicht mit ihr, aber Ina und auch mein Vater schafften es Vertrauen zu diesem Pferd aufzubauen und konnten sie eines Tages putzen, longieren und sogar reiten. Man musste nur extrem dabei aufpassen, sie beim Aufsitzen nicht am Bauch zu berühren, sonst hatten ihre Reiter keine guten Karten. Für meinen Vater, der erst spät das Reiten richtig gelernt hatte, war sie immerhin ein verlässliches Geländepferd.

Ihr ersten Fohlen bei uns bekam Windrose 1996. Sein Vater war der berühmte Trakehnerhengst Van Deyk, der im Nachbardorf Framersheim bei seiner Besitzerin und Reiterin Dorothee Schneider stand. Wir tauften den kleinen Hengst auf den Namen Wind of Change nach einem Song der Scorpions, das damals das Lieblingslied meines Bruders war.
Im Jahr darauf kam Whitney Houston zur Welt, die so hieß weil mein Vater Fan der berühmten Sängerin war. Außerdem wurde sie vier Wochen nach meinem Humphrey Bogart geboren und da dachten wir, wir bleiben bei den Prominamen. Mein Vater hatte anfangs so seine Probleme mit der kleinen Rappstute. Sie war, im Gegensatz zu Bogie, noch nicht so ganz ausgereift. Wirkte als Fohlen lange Zeit etwas schief und krumm. Später reifte sie zu einem sehr hübschen Reitpferd. Auf drängen unserer Bereiterin wurde sie umgetauft in einen Namen, den ich mir ehrlich gesagt nie merken konnte.
Windrose bekam noch zwei braune Hengstfohlen bei uns. Sie hießen Waterloo und Winchester. Waterloo ist immerhin der einzige, von dem ich bis heute weiß, dass er noch lebt und es ihm gut geht, da ich über Facebook Kontakt zu seiner heutigen Besitzerin habe.

Ihren ältesten Sohn Waldstern, den sie ja schon beim Vorbesitzer bekommen hatte, kaufte übrigens eine gute Bekannte von uns. Im Mai diesen Jahres schrieb sie mir, dass er verstorben ist. Er wurde 27 Jahre alt und er hatte ein gutes Leben.

Was letzten Endes aus Windrose wurde, ist mir leider unbekannt. Ich zog mit drei Pferden und einem Pony zu Hause aus und hatte damit genug um die Ohren. Das letzte, was ich von ihr hörte war gar nicht schön. Ein, bei uns im der Gegend damals für seine Alkoholsucht und Wutausbrüche bekannter Trainer, hatte sie in der Reithalle schwer verprügelt. Mir blutete das Herz, als ich das erfuhr und meine Abneigung gegen den Kerl und alle Beteiligten wuchs noch mehr.

Windrose war für mich die Stute, mit der das Laufen auf dem Vorführring bei den Fohleneintragungen am meisten Spaß machte. Sie gab sich richtig Mühe, lief ordentlich vorwärts, ohne zu rennen und ließ sich gut händeln.
Diese Stute wird mir immer als ein etwas verrücktes und doch liebevolles Pferd in Erinnerung und im Herzen bleiben.

DANKE AN INA FÜR DAS BILD 🙂