Kleine Stallgeschichte

Ich weiß, dass viele aus meinem Bekanntenkreis mich hin und wieder komisch anschauen, wenn ich mit meinen Pferden und Hunden spreche, aber ich bin mir ganz sicher, dass sie mich verstehen. Natürlich gebe ich mir auch immer die größte Mühe, sie zu verstehen.

Hyundai kenne ich jetzt seit 24 Jahren und die Momente, in denen ich sie nicht verstehe, sind recht selten. Heute Morgen, als ich in den Stall kam, war sie ganz offensichtlich motzig. Sie stupste mich genervt und wollte ständig ihre Box verlassen. Heu hatte sie mehr als ausreichend, Wasser auch. Ich beobachtete die anderen Stuten aus ihrer Herde, doch alle fraßen und waren völlig relaxt. Bei einem Blick in die Heuraufen der anderen stellte ich den „Fehler“ fest: Hyundai hatte schönes, feines Heu und die anderen sehr grobes. Dieses grobe Heu sieht für unser menschliches Auge nicht so toll aus, aber Hyundai LIEBT es. Offenbar ist es für sie wie für mich ein schönes Filetsteak. Ich fragte kurz unseren Stallmitarbeiter Manuel, der mir dann erklärte, dass der Ballen leider leer war, bis Hyundai dran war. Während ich dann in der Futterkammer war, um ihr Seniorenfutter fertig zu machen, tauschte er ein wenig von Hyundais feinem Heu bei den anderen Stuten gegen das grobe aus. Nun war mein Pferd zufrieden, fraß sein Heu und auch sein Futter und ich konnte in Ruhe misten.

Die Elchschaufel-Oma-WG mussten wir übrigens auflösen. Hyundai und Doreen haben sich zwar vertragen, standen sich aber irgendwie ständig im Weg. Das hätte auf Dauer irgendwann für beide Stress bedeutet und somit wurde die Abtrennung zwischen den Paddocks wieder eingebaut. Doreen hat jetzt zwei Boxen und Hyundai zwei Paddocks für sich.

Mein Pflegepferd Gitana macht mir täglich mehr Spaß und ich spüre, dass auch ihr die Arbeit gefällt und sie meine Aufmerksamkeit genießt. Immer wenn ich zu ihr in die Box gehe, um sie zu streicheln – oder manchmal putze ich sie auch einfach dort auf dem Paddock – stupst sie energisch die Tür auf, als wolle sie sagen: „Los, wir gehen arbeiten.“ Wenn ich in den Stall komme, begrüße ich zuerst Hyundai und Doreen. Gehe ich dann weiter und rufe „Hiti“, kommt sie sofort angelaufen. Manchmal wiehert sie sogar leise. Hiti ist der Spitzname von Gitana, das wird nämlich Hitana ausgesprochen. Der Name ist spanisch und bedeutet Zigeunerin.
Harmonys ehemalige Reitbeteiligung Susanne war heute Morgen auch da. Sie reitet jetzt Olivia, die andere spanische Stute des Oberwiesenhof. Susanne meinte, Gitana würde in der letzten Zeit richtig strahlen, seitdem ich sie so oft putze. Das stimmt, denn vor allem wenn die Sonne scheint, blendet sie richtig in den Augen. Ich glaube, ich habe noch nie einen Schimmel gesehen, der so sehr geglänzt hat, wie sie. Aber das liegt offen gestanden nicht wirklich an meiner Putzqualifikation. Ihr geht es einfach gut und das spiegelt sich in ihrem Fell und ihren Augen wider.

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